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Lore
Schlafloser Flug
„Die Leute sollen beruhigt schlafen können. Das heißt aber auch, dass wir nie ein Auge zumachen dürfen. Ich habe mich schon vor langer Zeit entschieden, diese Verantwortung zu tragen.“ —Abdi
Eva heißt sorgenschwere Hüter stets in ihrem Zuhause willkommen, aber besonders zu dieser Jahreszeit.
Sie sieht, wie sich einige im Geist der Feiertage entspannen, als wäre es ein passender Handschuh. Sie singen. Sie tanzen. Sie spielen Spiele, beschenken sich und lachen. Um sie muss sie sich keine Sorgen machen. Trotz all ihrer Bürden finden sie Zeit, sich zu entspannen und zu feiern, zumindest für eine Weile.
Aber es gibt andere, die nicht runterfahren können. Sie sehen die Dekoration und fragen „Ist es nicht zu früh zum Feiern?“ Sie wissen, dass ihre Arbeit nicht getan ist, nur weil der Turm wärmer aussieht als gewöhnlich. Sie haben all die Kälte draußen im System gesehen, die man nicht durch warme, freudige Traditionen mildern kann. Sie wissen ganz genau, was auf dem Spiel steht. Auch sie gönnen den Menschen diese Feiertage, aber sie haben das Gefühlt, nicht teilnehmen zu können—nicht wenn noch so viel zu tun ist. Das wäre unverantwortlich.
Das sind diejenigen, nach denen sie sucht, weil sie am Rande der Feierlichkeiten herumlungern, mürrisch, fassungslos oder trauernd. Manche sind traurig, manche wütend. Sie fahren sie an, doch sie entschuldigen sich immer dafür. Manche fühlen sich schuldig, weil sie nicht Teil davon sein wollen. Sie können sich nicht gehen lassen.
Manchmal können sie nur in Form von Arbeit teilhaben, also gibt sie ihnen welche. Ein andermal redet sie einfach nur mit ihnen und erlaubt ihnen ausdrücklich, sich am Rande zu halten, wenn ihnen wirklich danach ist. Aber sie erinnert sie daran, dass der Anbruch—und das Festival der Verlorenen und die Sonnenwende und die Schwelgerei—sie stets wieder willkommen heißen, wenn sie irgendwann in der Lage sind, Halt zu machen und durchzuatmen. Sie hofft, dass dieser Tag schon bald kommen wird.
